Duldet 2021
- von rico loosli webmaster und provider bioggio
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Duldet
In dieser Welt muss man aufpassen wenn jemand fragt. Hat er das wirklich gefragt oder gesagt? Oder auch. Duldet deine Frau oder dein Mann deine Idee?
Diese Art zu fragen könnte man als subjektiv betrachten
Was ist der Unterschied zwischen subjektiv und objektiv?
In der Alltagsphilosophie hat sich etabliert, dass der Unterschied darin liegt, “objektiv” sei das was jedem zugänglich ist und von jedem auf die gleiche Weise interpretiert wird, z.B. liegt da ein Apfel auf dem Tisch in einem sonst leeren Raum und du kannst diese Konstellation beobachten und sie beschreiben.
Jemand anderes kommt an deine Stelle in den Raum und beobachtet die gleiche Konstellation. Er kann im Raum seine Position ändern und somit auch seinen Beobachtungspunkt, aber er wird weiterhin einen Apfel auf einem Tisch in einem sonst leeren Raum beobachten. Egal wie viele Menschen in diesen Raum gehen, sie beobachten das Gleiche. Das ist im Volksmund eine objektive Wahrheit.
Subjektiv wäre, wenn unter gleichbleibenden Bedingungen die Beobachtung wechselte. Diejenigen, die in den Raum gehen, berichten etwas anderes gesehen zu haben als einen Apfel auf einem Tisch in einem sonst leeren Raum. Und jetzt wird es langsam interessant und es verwischen die Grenzen. Warum sollte nämlich jemand nicht das gleiche beobachten?
Nehmen wir mal so einen jemand und schauen uns an, warum er nicht die “Wahrheit” sagt. Der namenlose Erzähler aus Fight Club ist ein perfektes Beispiel. Wer den Film oder das Buch nicht kennt, Achtung hier kommen Spoiler.
Ab jetzt.
Der Leser / Zuschauer erlebt die Story aus der Sicht des Erzählers. Der Erzähler ist selbst auch ein Charakter in dieser Story. Wir sehen und verstehen also alles aus der Sicht eines Charakters, der an der Story teilnimmt. Es gibt außerdem noch einen Charakter, Tyler Durden. Jetzt kommt es im Verlauf der Story zunehmend zu immer verwirrenderen Effekten. Es wird immer wieder die Sicht des Erzählers mit der Sicht von Tyler verwischt. Die Grenzen ihres eigenen subjektiven Wissens werden miteinander verwischt. Und dann wird klar warum. Es gibt keinen Tyler Durden. Der Erzähler ist schizophren und glaubt Tyler sehen zu können, aber in Wahrheit handelt er in diesen Augenblicken selbst, nimmt sich aber als Tyler Durden wahr.
Ähnlich wie im simplen Beispiel mit dem Apfel sind die Ereignisse hier derart, dass sie von allen Charakteren auf die gleiche Weise beobachtet werden können. Aber der Erzähler nimmt diese Ereignisse anders wahr. Ist er ein Lügner dafür, dass er sie anders wahrnimmt? Er berichtet wahrheitsgemäßg was er sieht und hört. Seine subjektive Wahrheit kann also nicht weniger wahr sein, als die objektive. Die Wahrnehmung ist anders, aber die Ereignisse sind gleich.
Und hier ein philosophischer Gedanke zu dem Ganzen. Spätestens seit Wittgenstein wissen wir, dass wir die Welt und unsere Erfahrungen in dieser Welt nicht einfach als gegeben nehmen dürfen. Unsere Erfahrungen sind sprachlich verfasst. Von der Art wie ich also meine Erfahrungen formuliere, hängt die Art des Erkennens ab (das, was ich oben Beobachten nannte) und die Art der Wahrheit, die ich formuliere.
Die Sprache selbst wird also zu einem Forschungsobjekt. Aus diesem Gedanken entstand die uns bekannte Sprachwissenschaft. Wir analysieren die Sprache und nicht die “objektive oder subjektive Wahrheit”, denn die gibt es nicht. Sie ist nicht gegenständlich. Die Sprache schon. Und sie bestimmt darüber, was wir erkennen können, wie wir denken, und wie wir handeln.
Ein realistisches Szenario, um nochmal auf das Beispiel mit dem Apfel zurückzukommen, ist nämlich, dass jeder Beobachter seine Wahrnehmung auf eine andere Weise formulieren wird. Der eine beschreibt den Apfel als rot und schön, der andere sagt da liegt was auf dem Tisch, nicht ganz mittig und zudem steht der Tisch asymmetrisch im Raum.
Das Beispiel mit Fight Club liegt demnach viel näher an der “Wahrheit” als das isolierte Szenario mit dem Apfel. Denn die Sprache bedingt, was wir erkennen. Und die Sprache ist das, was wir unterscheiden können - in Gesetzestexten, in Verträgen, in der Story über Tyler Durden.
Im Prinzip ist es so das man sehr konzentriert sein vor Menschen die diese Fragestellungen verwenden. Eigentlich kann man sagen. Diese Menschen sind gefährlich. Sie führen etwas im Schilde was nicht positiv ist für uns.