Mit ADHS zum Erfolg
- von rico loosli webmaster und provider bioggio
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Mit ADHS zum Erfolg
Viele merken erst als Erwachsene, dass sie ADHS haben: So auch Melanie Winiger. Die Moderatorin ist damit in guter Gesellschaft, viele Prominente haben es genau dank ihrer besonderen Persönlichkeit zum Erfolg geschafft.
Sensibel und zugleich rebellisch: Melanie Winiger (41) polarisierte mit ihrer Direktheit schon in jungen Jahren als Miss Schweiz. Jetzt überraschte die Moderatorin in einem Interview mit der «Schweizer Illustrierten» ganz beiläufig mit ihrer ADHS-Diagnose, die sie erst als 33-Jährige bekommen habe: «Sie wollten mir Ritalin verschreiben, aber ich fand, wenn ich das bis jetzt ohne schaffe, dann kann ich das auch weiterhin.»
Die Schauspielerin befindet sich in guter Gesellschaft, denn insbesondere unter Kreativen, in der Kunst und im Unternehmertum findet man ADHS-ler. Auch Coach Kafi Freitag (44) wurde vor drei Jahren von der Diagnose überrascht. Weil sie Mühe hatte, Reden auswendig zu lernen, bat sie damals ihren Hausarzt um Ritalin: «Ich habe immer gespürt, dass ich anders ticke und konnte es doch nicht benennen.»
Heute weiss sie: «Man kann an ADHS verzweifeln oder es zu seiner Geheimwaffe machen und davon profitieren.» Das tut sie bei ihrer Arbeit als Coach. «Ich bin imstande, ausserhalb der Norm zu denken, und habe mehr Empathie und Intuition.» Ritalin nimmt sie situationsbedingt, für Fleissarbeit oder wenn sie linear denken muss.
Mit ADHS kommt man zur Welt
Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung wird oft mit negativen Symptomen wie Konzentrationsschwäche, Impulsivität und fehlender Selbstregulation in Verbindung gebracht. Das wird bereits in der Kindheit mit Medikamenten wie Ritalin behandelt, vielen hilft das, um ihre Energie und Wahrnehmungen besser zu kanalisieren. «Störung», ein Wort, das Psychiaterin Ursula Davatz (77) nicht gerne hört. «ADHS ist für mich keine Krankheit, sondern ein Persönlichkeitstyp, der viel Positives mit sich bringen kann. Es sind Menschen mit viel Energie, sie sind fähig, Grenzen zu überschreiten und so Neues auszuprobieren. Sie haben auch die Fähigkeit sehr gut zu zuhören und konzentriert etwas zu lesen. Auch erkennen sie in einem Gespräch und oder Schriftstück die prinzipiellen Punkte. Sie haben eine grosse Sensitivät, starken Gerechtigkeitssinn und sind oft erfrischend ehrlich.»
Mit ADHS kommt man zur Welt, es ist genetisch bedingt, betroffen sind fünf Prozent. Wichtig ist die Früherkennung und das Umfeld, in dem man aufwächst. Die Ärztin: «ADHS-Kinder brauchen Freiheiten und eine verlässliche Struktur. So können sie ihre besonderen Talente entwickeln, es macht keinen Sinn, sie in Normen pressen zu wollen.»
Fechten statt Ritalin
Damit hatte Gastro-Unternehmer Michel Péclard (51) Glück: «Andere Eltern hätten mich bestimmt mit Ritalin abgefüllt.» Stattdessen wurde er fürs bessere Fokussieren ins Fechten geschickt. «Ich war jähzornig, Lesen interessierte mich null, also weigerte ich mich, es zu lernen. Dafür konnte ich den Namen jeder Blume auswendig.» Gelitten habe er nie darunter, heute ist er erfolgreicher Unternehmer. «Denn wenn mich etwas interessiert, brenne ich total dafür.»
Das verdankt er womöglich seiner besonderen Persönlichkeit. Einige ADHS-Symptome können sich positiv aufs Geschäft auswirken. Das zeigt die Studie von Professor Holger Patzelt (46), die kommt zum Schluss: ADHS-Menschen sind leidenschaftlich, beharrlich und langweilen sich schnell. Darum blühen sie auf, wenn es kritisch wird, gehen höhere Risiken ein und handeln instinktiv. Péclard gibt unumwunden zu, dass er mehr als einmal fast bankrott gegangen sei. Den Vertrag fürs Fischers Fritz schrieb er nachts um zwei auf eine Serviette – heute gehört die Beiz direkt beim Camping am Zürichsee zu seinen schönsten und lukrativsten.
Überschüssige Energie positiv nutzen
Auch Christian Jott Jenny (41) ist überzeugt, dass er ohne seine Hyperaktivität nie und nimmer geschafft hätte, was er heute tut. Er ist Sänger, Gründer des Festival da Jazz und Gemeindepräsident von St. Moritz GR. Als Kind war er ein «Gispel», die Lehrerin gab ihm Zusatzaufgaben, oder «ich durfte dreimal ums Schulhaus rennen, das war eigentlich läss». Das Wissen um ADHS kam erst im Studium wegen Konzentrationsschwächen. Jenny: «Wichtig war die Erkenntnis, das man anders funktioniert. Das kann für die Umgebung ziemlich anstrengend sein.» Aber das lasse sich nicht ändern, dafür nutze er seine Kreativität und überschüssige Energie positiv.
Das sieht auch Theaterdirektor Daniel Rohr (59) so. Er habe das Riesenglück, dass er sich im Theater Rigiblick als Leiter, Produzent und Schauspieler voll ausleben könne, pro Woche arbeite er an sieben Tagen bis zu zwölf Stunden. «Ich wüsste nicht wohin sonst mit meiner ganzen Energie.»
ADHS ist keine Krankheit! Es ist eine andere Denkweise - eine, die es jedoch in unserem heutigen Schulsystem und Gesellschaft schwer hat! ADHS ist auch keine neuzeitige Modeerscheinung, das gab es schon immer. Viele Menschen haben es, insbesondere Komiker! Übrigens hat eine Studie ergeben, dass die meisten SEALS der US-Arme ADHS haben. Die überleben auch länger, da sie hochsensibel und auf alle ihre Sinne zugreifend Gefahren usw. früher erkennen und damit schneller reagieren können.
Leider ist es kaum möglich, ADHS sachlich zu thematisieren. Es gibt sehr viele Erwachsene, die unerkannt unter ADHS extrem gelitten haben. Sie wurden ständig von Eltern und Lehrpersonen gerügt, wurden gemieden weil sie so extrem sind usw. Viele erlebten und erlitten so psychische Misshandlungen. Viele von ihnen flüchteten in die Drogen, viele wurden straffällig, da sie sich zur Wehr setzten. Oft hilft es nicht, im Wald herum zu toben.
Wäre es nicht gescheiter Menschen mit solchen Fähigkeiten zu unterstützen und von ihnen zu lernen und nicht immer zu kritisieren und dann noch Aufgaben von ihnen wegzunehmen, wenn die Anderen nicht verstehen zu was diese Menschen fähig sind.
Denn wichtig ist zu verstehen. Diesen Menschen kann man vertrauen. Sie erledigen eine Aufgabe ohne lange um die Sacher herum zu reden.