Wie benehme ich mich. Welche Umgangsformen habe ich
- von rico loosli webmaster und provider bioggio
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Der "Knigge" oder die Kunst, sich nicht zu blamieren...
Knigge · Gutes Benehmen · Benimmregeln · Verhaltensregeln
Ein persisches Sprichwort lautet: „Höflichkeit ist ein Kapital, das den reicher macht, der es ausgibt.“ Ob im Internet oder im Fernsehen, auf Schritt und Tritt stößt man auf die Aussage, dass Höflichkeit und gutes Benehmen wieder stark in Mode sind. Es werden gehäuft Benimmkurse angeboten, man kann Etikette-Newsletter mit den neuesten Tipps zum Thema abonnieren und sogar die aufgrund diverser Fernsehshows wieder modern gewordenen Tanzschulen vermitteln Nachhilfe in Stil und Etikette.
Je mehr Menschen über das richtige Verhalten im Alltag und im Berufsleben Bescheid wissen, umso mehr kann man es sich selbst nicht mehr leisten, sich NICHT im Du-darfst!- und Du-darfst-nicht!-Dschungel aus zu kennen.
Um nicht von dem einen ins andere Fettnäpfchen zu stolpern, sollte der „Knigge“ somit zur Pflichtlektüre werden!
Der ursprüngliche „Knigge“ war im Übrigen gar kein „Benimmbuch“. Adolph Freiherr Knigge hat im Jahre 1788 das schon zu seinen Lebzeiten erfolgreiche Werk „Über den Umgang mit Menschen“ veröffentlicht. Diese Aufklärungsschrift war indessen keineswegs eine Anleitung, wie man sich in feiner Gesellschaft zu Tische benimmt, sondern ein Ratgeber für Höflichkeit und Takt im Umgang mit „Leuten von verschiedenen Gemütsarten, Temperamenten und Stimmungen des Geistes und Herzens“, mit Eltern, Kindern, Eheleuten, Verliebten, Nachbarn, Fürsten, Geistlichen und viele mehr.
Seine Bücher wurden jedoch vom Verlag nach seinem Tode um Benimmregeln erweitert, die heute natürlich teilweise überholt bzw. erweitert worden sind.
Höflicher Umgang miteinander ist mehr als wichtig, übertrieben und leicht lächerlich wirkt es allerdings, wenn der Herr der Dame einen feinen Handkuss andeutet und sich wie ein Gentleman aus dem 18. Jahrhundert vor ihr verbeugt. Der goldene Mittelweg sollte gefunden werden. Folgende wichtigste Regeln, die man im Alltag unbedingt beherrschen sollte, helfen, bei den Mitmenschen besser „an zu kommen“ und die berufliche Karriereleiter hinauf zu steigen. Denn vermehrt Firmenchefs schauen bei ihren Bewerbern und Mitarbeitern nicht nur auf deren fachliche Qualifikation, sondern vor allem auch auf deren Auftreten und Manieren.
Im Berufsleben
Die Dame ist im privaten Bereich diejenige, die entscheidet, wem sie die Hand schüttelt und sie darf beim „Shakehands“ sitzen bleiben. Im beruflichen Umfeld ist es jedoch Sitte und Brauch, dass der Ranghöhere entscheidet, wem er die Hand reicht – die Dame sollte sich dabei von ihrem Sitz erheben.
Pünktlichkeit ist eine Zier! Unpünktlichkeit ist extrem unhöflich. Sich dafür nicht zu entschuldigen ist eine Todsünde!
Am neuen Arbeitsplatz ist es nicht an dem Neuling, das „Du“ anzubieten oder vorzuschlagen oder den Mitarbeitern die Hand zu reichen. Man muss abwarten, bis der Ranghöhere oder auch der Rest der Kollegen auf den Neuen zugeht und die Hand ausstreckt.
Das Anklopfen vor Betreten eines anderen Arbeitszimmers – auch des Sekretariats, sofern es sich um kein Großraumbüro handelt - ist ein Muss. Ausnahme: Der sich in dem Raum befindliche Mitarbeiter wünscht ausdrücklich, dass man nicht klopft.
Korrekt kleiden und nicht zu leger. Es wird erwartet, den Kleidungsstil der Kollegen bzw. Kolleginnen zu beachten und sich anzupassen.
Grüßen sollte immer derjenige, der den anderen zuerst sieht. Beim Betreten eines Raumes sollte derjenige grüßen, der eintritt.
Beim Begrüßen: Ladys first, außer…
In gesellschaftlichem Umfeld gilt erst einmal: Ladys first! Bei größeren Gruppen mit Personen verschiedenen Geschlechts kann man beim Begrüßen allerdings der Reihe nach gehen. Außer es handelt sich bei der Gruppe um sieben Herren und eine Dame – hier beginnt man mit dem weiblichen Geschlecht. Im Büro sollte man den Chef vor der Sekretärin grüßen. Begegnet man den beiden allerdings in der Oper, so läuft es umgekehrt: Zuerst sie, dann er.
Das Wort „Fräulein“ ist übrigens im deutschsprachigen Raum nicht mehr zeitgemäß.
Der Vortritt
Ladys first – diese Regel wird nie unmodern, auch wenn manche „Herren“ glauben, sie müssen sich nicht mehr danach richten, da die Frauen ja jetzt emanzipiert seien und nun auch darauf keinen Wert mehr legen würden…
Nichtsdestotrotz: Die Frau bekommt den Vortritt, außer eine andere Person ist deutlich älter als sie (mehr als eine Generation) oder besonders würdig.
Beim Einstieg in einen Aufzug sollte man allerdings diejenigen, die vorne stehen, zuerst einsteigen lassen und beim Verlassen sollten diejenigen zuerst aussteigen, die näher an der Lifttür stehen.
Auch beim Anstehen an der Wursttheke beim Supermarkt gilt die Regel, wer zuerst da ist, bestellt. Hier muss nicht darauf geachtet werden, alle Damen zuerst bestellen zu lassen…
Im Restaurant
Die Papierserviette sollte nach Gebrauch nicht zusammengeknüllt auf dem Teller landen, sondern locker gefaltet links neben den Teller gelegt werden.
Brot in die Suppe tunken ist absolut verpönt. Das Trinken der restlichen Suppe aus einer kleinen Suppentasse mit Henkeln ist allerdings erlaubt. Zuerst sollte aber bitte der Großteil der Einlage samt der Suppe ausgelöffelt worden sein!
Den Kaffee- oder Teelöffel leckt man nach dem Umrühren der Flüssigkeit nicht ab. Man legt ihn in nassem Zustand daneben.
Gläser mit Stiel sollten auch nur am Stiel angefasst werden.
Es ist nicht mehr üblich, mit den Gläsern anzustoßen, außer man feiert einen besonderen - also runden - Geburtstag. Man erhebt das Glas, sieht sich gegenseitig dabei an und trinkt einen Schluck, schaut sich wieder an und stellt das Glas ab.
Falls man keinen Alkohol in seinem Glas hat, so darf man entgegen der früheren Regelung ebenso sein Glas erheben und anstoßen. Geht es leger zu, so ruft man sich „Prost!“ zu. Eleganter ist allerdings „Zum Wohl!“
Den ersten Schluck sollte übrigens der Gastgeber trinken. Er muss warten, bis das Glas jedes Gastes gefüllt ist und nach ein paar einleitenden Worten den ersten Schluck nehmen. Das ist das Startzeichen für alle anderen, ebenso zu trinken.
Haatschiiii! Der richtige Umgang mit dem Taschentuch
Was viele sicher nicht gewusst haben und vermutlich nicht unbedingt darauf umsteigen möchten: Man sollte auch als Dame immer ein sauberes und faltenfreies Stofftaschentuch bei sich haben. Dies ist eine alte Regel, die auch heute noch ihre Gültigkeit hat. Ist man aber verkühlt und braucht das Taschentuch ständig, ist das Papiertaschentuch hygienischer. Man sollte es allerdings nach einmaligem Benutzen entsorgen.
Beim Niesen sollte man zunächst mit dem Sessel ein wenig nach hinten rücken, wenn man zwischen mehreren Gesprächspartnern sitzt. Falls es für das Zücken eines Taschentuchs zu spät ist, sollte man laut Benimmbuch in die linke Hand niesen. Dies ist für den Gesprächspartner angenehmer, der einem am Schluss der Sitzung ja wieder die (rechte) Hand schütteln muss.
„Gesundheit“ wünscht man heutzutage nicht mehr. Und zwar, weil das Niesen an sich als „Fauxpas“ angesehen wird. Mit dem „Gesundheit!“ wünschen lenkt man auch noch die Aufmerksamkeit auf diesen Ausrutscher und somit sollte man das Niesen des anderen geflissentlich übersehen. Aber auch hier gilt es, sich der Umgebung anzupassen. Wird es allgemein erwartet, dass man „Gesundheit“ sagt, dann sollte man es auch tun. Auf keinen Fall sollte man jedoch „Zum Wohlsein“ ausrufen.
Entschuldigen für das Niesen muss man sich eigentlich nicht. Es sei denn, man muss mehrmals hintereinander niesen und stört dabei die laufende Besprechung.
Kein gut gemeintes „Vergreifen“ an Kranken und Behinderten
Jeder Mensch braucht einen Schutzwall um sich herum. Experten zufolge sind es rund sechzig Zentimeter im Radius. Ein nicht wahrnehmbarer Kreis, in den nur die engsten Mitmenschen eindringen dürfen. Daher sollte man einen behinderten Menschen z.B. am Zebrastreifen nicht einfach ohne Vorwarnung beim Arm nehmen oder sich an dessen Rollstuhl vergreifen, ohne ihn vorher gefragt zu haben, ob ihm das recht ist.
Das Handy: So halten Sie den Ärger klein
Der rasende Anstieg der Handybesitzer in den letzten Jahren hat nicht nur Freude gebracht. Der dezente Umgang mit Handys im öffentlichen Bereich ist daher wichtig.
Bei Veranstaltungen, gemeinsamen Abendessen und weiteren Events, während derer man nicht auf sein Mobiltelefon verzichten möchte, schaltet man sein Handy am besten auf „lautlos“. Der Vibrationsalarm zeigt einem dennoch einen einlangenden Anruf an.
Ruft jemand an, entschuldigt man sich und verlässt den Raum bzw. den Tisch, um die anderen oder den Essenspartner nicht zu stören. Man sollte nicht zulange weg bleiben und sich noch einmal entschuldigen, wenn man wieder zum Tisch bzw. in den Raum zurückkehrt.
Alle Gesellschaftsregeln hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Falls man wirklich alle Kenntnisse zum Thema Etikette erlernen will, bieten Unternehmen Kurse an, bei denen einem die Umgangsformen und Benimmregeln genauestens vorgestellt werden. Von „Wie esse ich was?“ bis „Verhalten bei Trauerfeiern“, „Welche Geschenke wann auspacken?“ bis „Grüßen und Bedanken“ und „Körpersprache“.
Vorsicht aber, liebe Herren, es nützen die besten Manieren bei Tische im Nobelrestaurant nicht, wenn Sie bei Betreten und Verlassen des Etablissements danach trachten, vor der Dame durch die Tür zu kommen und in der Folge vergessen, ihr die Türe offen zu halten. Ebenso haben Sie ganz sicher verloren, wenn Sie beim Infahrtsetzen Ihres Automobils nicht darauf achten, ob Ihre Begleiterin beide Exemplare ihrer grazilen Beine bereits im Wagen verstaut hat!
Am Schluss noch eine kleine Geschichte zum Lachen.
Vor Jahrzehnten hat ein Lehrer seine Schüler unterrichtet wie sie sich zu benehmen haben in einem Kino, oder im Theater, Oper, etc. Also in einem Saal wo es Sitzreihen hat.
Er sagte. Wenn unser Platz mehr oder weniger in der Mitte der Sitzreihe ist muss man ja alle ein wenig belästigen, wenn man an seinen Platz gehen will. Er sagte. Mann und auch Frau sollten immer mit dem Gesicht an seinen Platz gehen nicht mit dem verlängerten Rücken. Er meinte es sei nicht gerade höflich seinen Sitznachbar nicht ins Gesicht zu sehen. Es könnte ja sein, dass beim aufsuchen des Platzes ein menschliches Bedürfnis sich einstellt und diese Luft sei sicher nicht angenehm einzuatmen. Sicher ein schöner Rücken kann auch entzücken aber noch viel besser ist in ein hübsches und nettes Gesicht zu schauen. Die bereitet sicher viel mehr Freude als dieses respektlose Verhalten jemanden den Rücken und oder den verlängerten Rücken zuzukehren.
Wie recht hat dieser Mann mit Stil und Niveau. Er war übrigens auch noch ein hervorragender Tanzlehrer.